Klima-Handeln und Aktivismus, Artikel 2019 – Übersicht

Es geht uns so gut wie nie zuvor …?

August 2019. Ich lese die Kolumne einer Journalistin, die über den „Alarmismus“ schreibt, der derzeit in Medien und Politik herrsche. Es ist eine merkwürdige Zwiespältigkeit in ihrem Text: Ja, es gebe durchaus reale Gefahren (die mit Stichworten abgehandelt werden: „Schmelzen der Gletscher, der Anstieg des Meeresspiegels, brennende Wälder“), ja, das sei durchaus real, aber ansonsten: eingebildete Bedrohung. „Es geht uns gut wie nie zuvor. Wir haben Arbeit, bleiben bis ins hohe Alter gesund, und Hunger kennen wir nur vom Hörensagen.“Da stellt sich natürlich die Frage, wer ist „wir“? 

Diejenigen, die bereits jetzt zu leiden haben, ob bei „uns“ (wie weit auch immer das gefasst sein soll) oder in anderen Ländern – durch Dürre, Hunger, und dadurch verstärkte Krisen und Kriege – gehören jedenfalls nicht dazu. Welches „wir“ sie meint, zeigt sich an dem, was sie als wichtig erachtet: 

„ … nicht mehr rauchen, nicht mehr trinken und uns, wenn schon nicht vegan, so doch wenigstens möglichst fett-, gluten- und laktosefrei ernähren.“ Feelgood-Maßnahmen, für diejenigen, die sich selbst bestmöglich pflegen möchten. Und können. Aber darüber hinaus? Also konkret: Kohleausstieg, Abkehr vom Fliegen, Reduktion des Fleischkonsums? Damit seien „doch auch nicht alle Probleme auf einen Schlag gelöst.“ Und: „Von den Folgen der Maßnahmen und ihrer Realisierbarkeit redet niemand.“

Ich habe allerdings eher den Eindruck: Es wird von nichts anderem geredet. Die Kolumne stellt so ziemlich das dar, war ich in meinem weiteren Umfeld so höre. Weil offenbar noch kaum jemand realisiert hat, wieviel es uns wirklich kosten wird, wenn wie so weitermachen wie bisher. 

Obwohl, das stimmt nicht. Natürlich haben es viele bereits realisiert.

Viele Menschen wissen um die Klimakrise, gerade nach diesem Sommer, in dem mehr denn je darüber berichtet wurde und die Auswirkungen auch für uns spür- und sichtbar wurden, wie zum Beispiel an den Schäden in unseren Wäldern durch die zunehmende Dürre. Einerseits. Dennoch verdrängen wir noch immer. Warum das so ist – dazu gibt es inzwischen unzählige Erklärungsansätze, von denen wir manche hier bereits thematisiert haben. Viele Menschen reden sich offenbar ein, dass die Krise irgendwann später kommen oder sie nicht direkt betreffen wird. Oder dass schon Lösungen gefunden werden, von wem auch immer. Bei konkreten Plänen ist der Widerstand nach wie vor massiv. Was wiederum deutlich macht, dass das Ausmaß der Bedrohung und die Notwendigkeit zu handeln, eben noch lange nicht allen klar geworden ist. 

Doch das Zeitfenster, in welchem dem Klimakollaps noch wirksam gegengesteuert werden kann, wird immer kleiner. Das heißt aber auch: der Druck steigt. Ebenso wie die Zahl der Menschen, die protestieren, demonstrieren, erkennen, dass es nicht mehr reicht, selbst umweltfreundlicher einzukaufen, weniger oder gar nicht mehr zu fliegen oder ähnliches.

Doch auch die Polemik gegen Fridays for Future nimmt zu. Auf manche Zeitungsartikel habe ich mit Antworten reagiert, die in der Rubrik “Journalismus” zu finden sind.

In dieser Rubrik hier findet sich:

  • Ein Beitrag zu Extinction Rebellion – und der Rezeption dieser Klimaaktivisten in England und Deutschland.
  • Einschätzungen zu XR und zur Frage der Partizipatorischen Demokratie, wie (nicht nur) Extinction Rebellion sie fordert (mit Link zu einem Vortrag von Dr. Gail Bradbrook, der Mitbegründerin von XR)