Warum die Fakten uns nicht erreichen

Screenshoot: News auf meinem Rechner, Anfang November 2019

Wie sehr in Klimafragen alles miteinander verbunden ist, zeigt sich für uns bereits bei dem Versuch, die Beiträge auf dieser Webseite bestimmten Rubriken zuzuordnen. Wenn wir zum Beispiel die “Fakten” sammeln, stellt sich, angesichts immer neuer Schreckensmeldungen (wieder einmal) die Frage: Wie sollen, wie können wir mit solchen Nachrichten umgehen? Und: Wie kann es sein, dass wir noch immer nicht wirklich aufwachen und handeln? Das bringt uns zur Frage der psychischen Abwehr.

Aber auch zu Fragen der journalistischen Aufbereitung. Die psychische Abwehr funktioniert wahrscheinlich auch deshalb so „gut“, weil Nachrichten über die Klimakrise und die Warnungen der Klima-Wissenschaftler immer eingebettet und begleitet sind von zahllosen anderen News, so dass wir von der Wucht der Fakten dann doch – wieder einmal – abgelenkt sind. Wir alle lesen eine Vielzahl völlig unterschiedlicher Nachrichten nacheinander, beinahe zeitgleich, aus Politik, Wirtschaft, Sport usw.

So lese ich auf “tagesschau.de”: 11000 Forscher weltweit warnen vor dem Klimanotfall, und, kurz danach: „Autobranche erholt sich“

Die Autobranche erholt sich? D.h. nicht die Natur, sondern die Autobranche ist der Patient, der sich „erholen“ muss, nicht die Klimakrise ist die Katastrophe, sondern die Tatsache, dass der Absatz der Automobilindustrie im ersten Halbjahr zu wenig Gewinne eingefahren hat. Da spricht man dann ganz offiziell von „Hiobsbotschaften“ – bzw. nun, da Daimler und VW wieder Milliardeneinnahmen verzeichnen, von einem „goldenen Herbst“: “Inzwischen aber mehren sich die Erholungszeichen. (…) Alleine in Deutschland wurden im Oktober 12,7 Prozent mehr Autos neu zugelassen. Die großen deutschen Hersteller scheinen die Kurve gekriegt zu haben. Daimler konnte im dritten Quartal einen Absatzrekord in der Autosparte einfahren …”

Wir haben uns an diese Sprache so sehr gewöhnt, dass uns kaum noch auffällt, wie sehr unser Denken dadurch gerade im Bereich der Wirtschaft in bestimmte Bahnen gelenkt wird: 

Und irgendwie ist die erste Nachricht, dass Klima-Forscher aus aller Welt vor einem „nie dagewesenen Leid“ warnen, wenn wir weitermachen wie bisher – irgendwie ist die wahre Hiobsbotschaft im Lesen all der Tagesnachrichten verloren gegangen.

Fast zeitgleich auch diese Meldung: 

USA kündigen offiziell Klimaabkommen

Wie sollen, wie können wir mit solchen Nachrichten umgehen …?

Eine Auswahl von Klimanachrichten der letzten Monate findet sich hier.